Aber jeder, der Platon auch nur wenig kennt, weiß, daß bei Sokrates die Frage in völlig neuer Bedeutung gestellt wird. Er zeigt, daß es nicht nur äußere Kraftentfaltung ist, die den Menschen zum >Guten< macht, sondern daß seine Bestheit darauf beruht, daß er Kräfte in sich verwirklicht, die wir Tugenden nennen; Einzel-Bestheiten, die in den ethischen Bereich gehören, wie die Besonnenheit, Tapferkeit, Gerechtigkeit usw. Das Gut-Leben wird gleichsam mit einer Hundertachtziggrad-Drehung in eine andere Richtung gekehrt und meint nun die Verwirklichung des Höchsten im Menschen, die nur durch die Gerechtigkeit möglich ist, und auch die Eudaimonie gewinnt ganz anderen Charakter. Also aus dem gleichen Bereich kommend wie die Sophisten, vollzieht nun Sokrates diese Drehung, indem die Dinge ganz neuen Wertcharakter bekommen. Aber es ist doch der gleiche Bereich der Menschendinge, den auch Cicero in jenem Wort deutlich abhebt gegen den der Vorsokratiker, die nach ganz anderen Dingen gefragt hatten.

Wir können noch von einer anderen Ecke her diese Wendung verdeutlichen, und zwar von dem eigentlichen Anfang her, damit ein Raum frei bleibt für das, was dann wirklich die Vorsokratiker bedeuten. Da wollen wir zunächst von dem Begriff des Philosophierens allgemein sprechen. Es ist nötig, daß wir, die wir uns mit diesen Dingen beschäftigen, einmal versuchen, solche Worte, die zu unserem geistigen Hausgebrauch gehören, da wir nun einmal an ihrem Wurzelbereich stehen, auch von dorther neu zu fassen. Zunächst ist es auffällig, daß der Begriff für die Vorsokratiker noch nicht existiert. Er tritt erst ein bei jener Tätigkeit, die eben wirklich schon Philosophie ist, auch in unserem Sinne, und das ist bei Platon. Von da ab hat er solche Relevanz, erscheint als so völlig entsprechend dem, was man tut, daß er nun fest mit dieser Tätigkeit verbunden bleibt bis auf den heutigen Tag. Und wenn man auch öfter versucht hat, ihn durch andere Begriffe zu ersetzen, wie >Lebensweisheit< u.a., so ist das nie durchgedrungen und hat den Begriff der Philosophie nicht verdrängen können aus den europäischen Sprachen und wohl auch darüber hinaus.

Man wird sich auch diesen Begriff, philosophia und verbal philosophein, vorstellen müssen als einen Begriff der Alltagssprache. Die früheste Stelle ist Herodot Ⅰ30, wo von Solon gesagt wird, er sei, nachdem er sein Gesetzeswerk in Athen abgeschlossen hatte, auf Reisen gegangen >um der theoria willen< - nicht unsere >Theorie<, sondern eigentlich >heilige Schau<: die Weise, wie ein Festgesandter etwa den Olympischen Spielen oder sonst einer kultischen Veranstaltung beiwohnte.



Aber jeder, der Platon auch nur wenig kennt, weiß, daß bei Sokrates die Frage in völlig neuer Bedeutung gestellt wird.


Er zeigt, daß es nicht nur äußere Kraftentfaltung ist, die den Menschen zum >Guten< macht, sondern daß seine Bestheit darauf beruht, daß er Kräfte in sich verwirklicht, die wir Tugenden nennen; Einzel-Bestheiten, die in den ethischen Bereich gehören, wie die Besonnenheit, Tapferkeit, Gerechtigkeit usw.


Das Gut-Leben wird gleichsam mit einer Hundertachtziggrad-Drehung in eine andere Richtung gekehrt und meint nun die Verwirklichung des Höchsten im Menschen, die nur durch die Gerechtigkeit möglich ist, und auch die Eudaimonie gewinnt ganz anderen Charakter.


Also aus dem gleichen Bereich kommend wie die Sophisten, vollzieht nun Sokrates diese Drehung, indem die Dinge ganz neuen Wertcharakter bekommen.


Aber es ist doch der gleiche Bereich der Menschendinge, den auch Cicero in jenem Wort deutlich abhebt gegen den der Vorsokratiker, die nach ganz anderen Dingen gefragt hatten.



Wir können noch von einer anderen Ecke her diese Wendung verdeutlichen, und zwar von dem eigentlichen Anfang her, damit ein Raum frei bleibt für das, was dann wirklich die Vorsokratiker bedeuten.


Da wollen wir zunächst von dem Begriff des Philosophierens allgemein sprechen.


Es ist nötig, daß wir, die wir uns mit diesen Dingen beschäftigen, einmal versuchen, solche Worte, die zu unserem geistigen Hausgebrauch gehören, da wir nun einmal an ihrem Wurzelbereich stehen, auch von dorther neu zu fassen.


Zunächst ist es auffällig, daß der Begriff für die Vorsokratiker noch nicht existiert.


Er tritt erst ein bei jener Tätigkeit, die eben wirklich schon Philosophie ist, auch in unserem Sinne, und das ist bei Platon.


Von da ab hat er solche Relevanz, erscheint als so völlig entsprechend dem, was man tut, daß er nun fest mit dieser Tätigkeit verbunden bleibt bis auf den heutigen Tag.


Und wenn man auch öfter versucht hat, ihn durch andere Begriffe zu ersetzen, wie >Lebensweisheit< u.a., so ist das nie durchgedrungen und hat den Begriff der Philosophie nicht verdrängen können aus den europäischen Sprachen und wohl auch darüber hinaus.



Man wird sich auch diesen Begriff, philosophia und verbal philosophein, vorstellen müssen als einen Begriff der Alltagssprache.


Die früheste Stelle ist Herodot Ⅰ30, wo von Solon gesagt wird, er sei, nachdem er sein Gesetzeswerk in Athen abgeschlossen hatte, auf Reisen gegangen >um der theoria willen< - nicht unsere >Theorie<, sondern eigentlich >heilige Schau<: die Weise, wie ein Festgesandter etwa den Olympischen Spielen oder sonst einer kultischen Veranstaltung beiwohnte.



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